Besinnungs- und Orientierungstage in der Stufe 9

Ansprechpartner: Frau Semmelmann-Werner

Die Besinnungs- und Orientierungstage des Gutenberg-Gymnasiums erfolgen mit den Schülerinnen und Schüler der Stufe 9 im Rahmen einer Klassenfahrt zum „Jugendhof Pallottihaus“ in Lennestadt. Der Leitgedanke des Jugendhofes „Wachsen zur Fülle des Lebens“ dient auch als Oberthema der Orientierungstage. Das Leben der Jugendlichen steht in diesen Tagen im Vordergrund und ist gleichzeitig Inhalt der Kurszeiten.
Ziel in diesen Tagen ist es, den Jugendlichen Orientierung und Hilfe für die Lebensgestaltung anzubieten. In Selbst- und Gemeinschaftserfahrungen – dazu gehören u.a. Gespräche, Diskussionen, kreatives Schaffen, Spiele, Entspannungsübungen, Gottesdienst – soll die Identitätsfindung und Werteerziehung der Teilnehmer unterstützt werden. Das gemeinsame Leben und Erleben in der Kurszeit wie auch in der Freizeit wird vom Pallottihaus-Team verstanden als Unterwegs-Sein auf dieses Ziel hin. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Schlüsselqualifikationen für ein gelingendes Leben in der Gesellschaft stärken.

Organisation und Durchführung

Die Formalitäten für die Fahrt (Schülerinformation, Elternbriefe, Buchung im Pallottihaus, Busbestellung, Beantragen von Zuschüssen der evangelischen und katholischen Kirche, Abrechnung) erledigt derzeit die Fachschaft ev. Religionslehre. Die Fahrt findet zwischen den Sommer- und Herbstferien statt und dauert fünf Tage (Montagmittag bis Freitagmittag).

Zur Vorbereitung für das Team im Pallottihaus, welches aus Theologen Sozialpädagogen und freien Mitarbeitern für spezielle Themen besteht, füllen die Schülerinnen und Schüler einige Wochen vor der Fahrt einen Fragebogen aus, auf welchem sie u. a. darlegen, wie sie sich die Tage in Lennestadt vorstellen und welche Themen sie bevorzugen.

Die konkreten Programmpunkte werden dann von Schülern und Referenten vor Ort abgestimmt, erarbeitet und reflektiert. In der Regel werden Themen wie Sterben und Leben nach dem Tod, Liebe, Freundschaft, Sexualität o. ä. gewählt. Zudem geben wir vor, dass in allen Kursen die Klassenatmosphäre und -gemeinschaft reflektiert werden und mit den Referenten an der positiven Weiterentwicklung derselben gearbeitet wird. Hierzu ist es wichtig, dass die Kursleiter ein Verhältnis der Offenheit und Vertrautheit zu erreichen.

Damit die Schülerinnen und Schüler sich ganz aus der schulischen Situation lösen können, nehmen die begleitenden Lehrer in der Regel nicht an den Kurszeiten teil, stehen aber jederzeit für die Teilnehmer und das Team als Kontakt- und Gesprächspersonen zur Verfügung. Täglich erfolgt ein Informationsaustausch zwischen Kursleitern und Lehrern. Die Freizeitgestaltung erfolgt durch die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrern.

Der Tagesablauf sieht folgendermaßen aus:
8:15 Frühstück
9:00 Einladung zum Tageseinstieg (freiwillig)
9:30 Kurszeit
12:30 Mittagessen
15:30 / 16:00 Kurszeit
18:15 Abendessen
19:15 Reflexion
22:00 / 22:30 Einladung zum Tagesausklang (freiwillig)
22:30 / 23:00 Nachtruhe

Die Einrichtung und ihre Ziele für die Tage der Orientierung

Der Jugendhof wurde als Örtlichkeit für die Orientierungstage gewählt, da er vom Gymnasium aus relativ schnell zu erreichen ist und insbesondere eine entspannte Atmosphäre mit geschulten Referenten bietet, um abseits des Schulalltages lebensrelevante Themen außerhalb von Lehr- und Lernsituation aufzugreifen, die der Persönlichkeitsbildung und Werteerziehung dienen sollen.

Der Jugendhof ist als pallottinische Einrichtung Jugendbildungsstätte im Erzbistum Paderborn und arbeitet im Auf- trag des BDKJ Diözesanverband Paderborn.

Der Namensgeber des Jugendhofes, Vinzenz Pallotti (1795-1850), engagierte sich besonders in der Arbeit mit Kran- ken, Gefangenen, Obdachlosen, verwaisten Kindern und Jugendlichen. Vor allem den Kindern und Jugendlichen versuchte er ein Zuhause zu geben, in dem sie sich geborgen und angenommen fühlen konnten. Für Jugendliche, die auf der Straße lebten, war er Ansprechpartner, der ihnen Orientierungs- und Lebenshilfe gab. Die Jugendbildungsarbeit im Pallottihaus setzt an konkreten Lebenswirklichkeiten und Lebenswelten Jugendlicher an, welche in Kurzform folgendermaßen betitelt werden können: Wahlmöglichkeiten in Lebensgestaltung und Lebensstil, Zugang zu Information und Kommunikation, Herauslösung aus familiären Strukturen, Suchen nach Werten und Orientierung, geringer werdende soziale Sicherungsinstanzen, Konsumorientierung und „Second-hand“- Erfahrungen, Suche nach Beziehung und Bezogenheit, Wunsch und Suchen nach eigener Identität, Sinn für Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Lebenssituationen/Lebenswirklichkeiten Jugendlicher und dem pallottinischen Auftrag ergeben sich folgende Ziele der Hilfengebung für die Jugendlichen auf ihrem Weg der Identitätsfindung und Orientierung während des Aufenthaltes im Jugendhof:

  • Hilfen zur ldentitätsfindung, Persönlichkeitsbildung: Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken, Orientierungshilfe für Lebensgestaltung und individuelle Standortbestimmung bieten, mit Kurserfahrungen auf den konkreten Alltag hindeuten, körperliche Sensibilität, Kreativität, Fantasie, Ausdrucksfähigkeit fördern, Vermitteln von Basiserfahrungen wie Solidarität, Zugehörigkeit und Beheimatung
  • Soziales Lernen/Leben in Gesellschaft: Hilfen anbieten zum Aufbau und zur Gestaltung sozialer Beziehungen (Kontaktfähigkeit, Kritikfähigkeit), Ausdruck von sozialen und emotionalen Fähigkeiten ermöglichen (Konflikt- und Entscheidungsfähigkeit, Kommunikation), für ökologische, politische, soziale Bedingungen von aktuellen gesellschaftlichen Fragen sensibilisieren, Formen der Mitbestimmung und Mitgestaltung aufzeigen und erfahrbar machen, zur Übernahme von Verantwortung ermuntern, lernen, Spannungen auszuhalten und Frustrationsphasen überwinden zu können
  • Spirituelle Dimension des Lebens: Jugendliche für die religiöse Dimension menschlichen Lebens sensibilisieren, Formen und Möglichkeiten, den Glauben im Alltag zu leben und zu feiern, neu entdecken, Zugänge zu Kirche, Glaube und Evangelium ermöglichen, das Zusammenleben der Menschen aus der Botschaft Jesu Christi deuten, den Dialog zwischen Konfessionen, Religionen und Kulturen fördern.

Jugendliche werden im Pallottihaus akzeptiert wie sie sind. Deshalb ist die Jugendarbeit dort nicht nur auf institutionelle, politische, soziale und gesellschaftliche Ziele hin ausgerichtet, sondern setzt primär an der konkreten Lebenswirklichkeit der Jugendlichen an.

Die Orientierungstage sind insofern religiös geprägt, als nach dem Vorbild Jesu Christi und seiner Botschaft christliche Sinn- und Lebensangebote als eine Möglichkeit aufzeigt werden. Zugleich wird aber auch der Dialog zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen gefördert. Aus diesem Grunde kann die Fahrt für Schüler aller Konfessionen, Religionen und Glaubenseinstellungen eine wertvolle Lebensbereicherung sein, denn das Team des Jugendhofes bemüht sich um einen interreligiösen Dialog mit allen Menschen, die sich offen für ein Gespräch zeigen. Aus diesem Grund wird die Fahrt grundsätzlich für den gesamten Klassenverband organisiert und die positiven Erfahrungen und Rückmeldungen der letzten Jahre bestätigen dieses Vorgehen.

Evaluation

Die Referenten führen am Ende der Tage der Orientierung ein Reflexionsgespräch durch und geben zudem den betreuenden Lehrern täglich und insbesondere am letzten Tag eine Rückmeldung den Verlauf der einzelnen Einheiten bzw. der gesamten Tagung. Bei Bedarf erfolgt zudem nach der Rückkehr eine Evaluation vom Klassenlehrer, der dann die Fachschaften ev. und kath. Religionslehre über Besonderheiten, gelungene und weniger zufrieden stellende Ergebnisse der Fahrt informiert und möglichst Verbesserungsvorschläge darlegt, die im nächsten Jahr dann in Absprache mit den Referenten des Pallottihauses umgesetzt werden können.