Exkursion ins Kraftwerk Niederaußem des 10er-Diff-Kurses „Naturwissenschaften“

„Woher kommt eigentlich der Strom, der meine Geräte betreibt?“

Um diese Frage zu beantworten, besuchte der Differenzierungskurs „Naturwissenschaften“ der Jahrgangsstufe 10 am 31. März 2025 das Kraftwerk Niederaußem. Passend zum Thema „Energiegewinnung und Strukturwandel“ – bekamen die Schülerinnen und Schüler spannende Einblicke in die Funktionsweise eines Braunkohlekraftwerks.

Nahezu jedem Bergheimer dürfte das Kraftwerk, welches leistungstechnisch übrigens das zweitgrößte Deutschlands ist, von außen bekannt sein – schließlich ist es mit seinen mächtigen Kühltürmen kaum zu übersehen. Das Innere aber ist für die meisten ein Mysterium und genau das wollten wir ändern!

Gleich zu Beginn unseres Besuchs erfuhren wir von einer Mitarbeiterin des Betreibers RWE, dass das Kohlekraftwerk Niederaußem bereits seit 1963 in Betrieb ist und zu seinen Spitzenzeiten neun Blöcke umfasste. Im Zuge des Braunkohleausstiegs wurden 2024 jedoch zwei Blöcke stillgelegt, so dass aktuell noch drei Blöcke im Regelbetrieb Strom generieren.

Diese drei Blöcke haben zusammen eine beeindruckende Gesamtleistung von 2.220 MW – genug, um theoretisch über sechs Millionen Haushalte gleichzeitig mit Strom zu versorgen.

Außerdem erfuhren wir mehr über den sogenannten Wirkungsgrad des Kraftwerks, also der Anteil der in der Kohle gespeicherten Energie, der tatsächlich in (für uns nutzbare) elektrische Energie umgewandelt wird.

Während die ersten Blöcke in Niederaußem gerade einmal 33 % Wirkungsgrad erreichten, konnte der modernste Block – das Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik (BoA) – durch technische Verbesserungen einen Wirkungsgrad von etwa 45 % erzielen. Dass trotzdem über die Hälfte der in der Kohle gespeicherten Energie verloren geht, führte zu großer Verwunderung auf Seiten der Schülerinnen und Schüler.

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung ging es dann endlich los mit der eigentlichen Besichtigung. Ausgestattet mit Sicherheitsschuhen, einem Schutzkittel, einer Schutzbrille und einem Gehörschutz machten wir uns auf den Weg, um das BoA von innen zu besichtigen.

Ein Highlight war sicherlich die Fahrt mit dem Lastenaufzug auf 167 Meter Höhe an die Spitze des Kraftwerks! Von dort oben bot sich ein toller Ausblick: Sogar Köln und Düsseldorf waren in der Ferne deutlich zu erkennen.

Ebenso beeindruckend war der Anblick der eingesetzten Turbinen. Normalerweise sind die riesigen Turbinenrotoren nicht sichtbar, doch dank einer anstehenden Wartung hatten wir die seltene Gelegenheit, sie aus nächster Nähe zu betrachten. Auch der mit 200 Metern zweihöchste Kühlturm der Welt war Teil unserer Führung.

 

Trotz aller Bemühungen der Effizienzsteigerung rangiert das Kraftwerk Niederaußem mit einem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von 16,1 Millionen Tonnen auf Platz drei der höchsten Treibhausgasemissionen.

Die Tage des Kraftwerks sind gezählt: Bis 2030 soll es vollständig stillgelegt werden, da in Nordrhein-Westfalen dann keine Braunkohle mehr abgebaut wird. Stattdessen setzt Deutschland zunehmend auf erneuerbare Energien. Für die zukünftige Nutzung des Geländes gibt es bislang verschiedene Ideen, aber noch keine konkreten Pläne. Denkbar wäre beispielsweise der Umbau in ein Wasserstoff-Kraftwerk.

Es bleibt spannend, wie sich das Kraftwerk verändern wird, wenn ab 2030 zukünftige Jahrgänge im Fach Naturwissenschaften wieder nach Niederaußem kommen und ob sie dann eine ähnlich spannende Führung erleben werden, wie wir es heute im zweitgrößten Kraftwerk Deutschlands – direkt vor unserer Tür – getan haben.

 

Text:   Fabian Malsbenden und Nina Rossbroich
Fotos:  Fabian Malsbenden